Wie KI den Frauen schadet

Es ist mittlerweile bekannt, dass Technologien im Bereich der künstlichen Intelligenz, die von Männern entwickelt wurden, eine männliche Realität widerspiegeln – mit all ihren sexistischen Klischees. Frauen sind häufig unterrepräsentiert oder unsichtbar. Nicht so im neuesten KI Produkt: Künstlich generierte Influencerinnen sind der letzte (antifeministische) Schrei.

Diese Frauen sind normschön und zweifelsohne ein Blickfang: Symmetrisches Gesicht, riesige Brüste, für immer jung. Es sind Frauen, die mit künstlicher Intelligenz ganz nach dem „Male Gaze“ (männlichen Blick) inszeniert werden und in den Sozialen Medien minütlich an Bewunderern gewinnen. Sie strotzen nur so vor weiblichen Schönheitsidealen, die schlichtweg unerreichbar sind. Feministische Errungenschaften durch Trends zu mehr Selbstliebe und Natürlichkeit wurden damit schlagartig zunichte gemacht. Diversität an Körperbildern? Fehlanzeige.
Mit der „mädchenhaften Frau als Sexobjekt, erschaffen, um Männern zu gefallen“ wird ein gesellschaftlicher Rückschritt durch digitalen Fortschritt geradezu befeuert.

KI Frauen werden übersexualisiert dargestellt und online mit „Komplimenten“ überschüttet, die an sexuelle Belästigung grenzen. Neben frei zugänglichen Fotos und Videos auf Plattformen wie Instagram kann auch nicht-jugendfreies Material der Frauen günstig erworben werden, je nach Kaufkraft ganz nach Vorstellung der Konsumenten. Individualisierte Pornographie zum Schnäppchenpreis, sozusagen. Grenzen der Verfügbarkeit gibt es keine, Gefühle auch nicht.

Stichwort Grenzen: Problematisch wird künstliche Intelligenz dann, wenn die Grenzen zwischen menschlichen und digitalen Lebewesen so miteinander verschwimmen, dass sie nicht mehr auseinandergehalten werden können. Das passiert unterbewusst schneller, als wir mit Bildung entgegenwirken können und birgt Gefahren wie eine gestörte Selbstwahrnehmung des eigenen (Frauen-)Körpers, irreale Erwartungen an Frauen und deren sexueller Verfügbarkeit und/oder eine Zunahme an sexualisierten Übergriffen durch nie erlerntes menschliches Grenzenziehen.
Es bleibt die Hoffnung, dass das Phänomen „KI Influencerin“ ein vergänglicher Trend ist.

Verfasserin: Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats
Erschienen in: Kleine Zeitung 26.01.2024

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