Schlachtfeld: Frauenkörper

In den letzten Wochen wurde geschwiegen. UN-Frauen, aber auch Frauenorganisationen und Medien weltweit haben die barbarischen Sexualverbrechen, die von der Hamas im Zuge des Angriffs am 7. Oktober ausgeübt wurden, unkommentiert ausgeblendet.
„#metoo unless you’re a jew“ – mit diesen Worten wird die mangelnde Solidarität mit weiblichen israelischen Opfern von sexualisierter Kriegsgewalt beklagt. Zurecht.

Krieg ist ein patriarchales Machtinstrument und seit jeher immer auch ein Angriff auf Frauenkörper. Weibliche Selbstbestimmung ein Gut, das es zu zerstören gilt. Vergewaltigung häufig die tödliche Waffe gegnerischer Soldaten.
Am 7. Oktober wurde in der Negev-Wüste nicht nur ein Angriff auf Israel verübt, sondern auch ein Angriff auf die Frau als solche.

Feministinnen dieser Welt kämpfen für die weibliche Selbstbestimmung, für Freiheit und Gleichstellung. Wieso aber schützen sie diesmal durch ihr Schweigen jene Täter, die einen Angriff auf genau diese Werte vornehmen? Warum ist es nicht möglich, dass die breite Front all jener Menschen, die sich mit Betroffenen und Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt auch sonst solidarisiert, diesmal geschlossen auftritt?

Die Verurteilung brutalster Gewalt gegen Frauen sollte keine Frage der politischen Orientierung sein, sondern ideologieübergreifend für Aufschrei und Entsetzen sorgen. Und Solidarität stiften: Mit allen weiblichen Opfern von Sexualverbrechen, speziell mit jenen, die im Zuge sexualisierter Kriegsgewalt ihre Selbstbestimmung und ihr Leben verloren haben.
Es darf nicht mehr passieren, dass Frauenkörper als Kriegsbeute, als Schlachtfeld männlicher Machtdemonstration dienen. Feministische Ansichten mögen unterschiedlich sein, die uneingeschränkte, ausnahmslose Parteilichkeit für Frauen muss uns einen.

Denn wenn nicht einmal wir Feministinnen für Frauen die Stimme erheben, die brutalste sexualisierte Gewalt im Krieg erleben – wer tut es dann?

Verfasserin: Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats
Erschienen in: Kleine Zeitung 08.12.2023

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