Kinder oder keine?

„Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine“ ist eine bekannte feministische Parole für die Selbstbestimmung der Frauen.

„Ob Kinder oder keine“ ist gleichzeitig ein höchst emotionales Thema, bei dem alle Menschen mitreden wollen, unabhängig davon, ob es sie gerade betrifft oder nicht. Beschäftigen tut es sie allemal. Sie, das sind die Onkel Herberts auf den Familienfeiern, die Rupert123s in den Kommentarspalten von Online-Artikeln, die Machthaber, die auf öffentlichen Bühnen die rückläufige Fertilitätsrate bekritteln. In einer Welt, die ohnehin schon überbevölkert ist. Für manche Menschen ist die Debatte gar schmerzhaft, weil sie keine Kinder zeugen können. 

„Ob Kinder oder keine“ ist zentrales Element der kürzlich erschienen Studie zu Familien in Österreich. Die Tendenz zur Präferenz „kinderfreies“ Leben steigt – bei Frauen und bei Männern.

„Ob Kinder oder keine“ ist eine soziale und wirtschaftliche Frage, die eine feministische Antwort benötigt. In vielen Teilen dieser Welt stellt sie sich nicht, da das Dasein als Mutter (und Hausfrau) nicht nur die einzige Alternative, sondern die einzige Funktion einer Frau ist. Würde man ihre Emanzipation fördern, Bildung zulassen und den Arbeitsmarkt für sie gleichberechtigt öffnen, gäbe es auch für solche Frauen eine Option zur Kinderfreiheit. Studien bestätigen: Je höher das Bildungsniveau einer Frau, desto weniger Nachkommen gebärt sie.

Hierzulande darf eine Frau mittlerweile Mutter und (Vollzeit-)Arbeitskraft sein. Der Preis dafür ist hoch: Doppelbelastung, verminderte Karrierechancen, Aufopferung des Privatlebens und gegebenenfalls: Verlust der gleichberechtigten Partnerschaft. Denn Studien bestätigen auch, dass selbst gleichberechtigte Beziehungen nach der Geburt eines Kindes in Schieflage geraten. Der Entschluss „ob Kinder oder keine“ wäre vielleicht einfacher zu fassen, könnte frau sich auf eine gerechte Teilhabe und Verantwortung des zweiten Elternteils verlassen.

„Ob Kinder oder keine“ muss jedenfalls und für immer eine Entscheidung sein, die alle Menschen ausnahmslos selbstbestimmt treffen dürfen. Das ist die einzige feministische Antwort.

Verfasserin: Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats
Erschienen in: Kleine Zeitung 05.01.2024

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