Feminismus ist für alle da

Feminismus ist für alle da! Oder: Keine Angst vor dem Feminismus.
Wie viele Leute würden den Feminismus unterstützen, wenn man ihn durch den Begriff „Gerechtigkeit“ ersetzen würde? Ich glaube, ganz schön viele. Der Feminismus ist ein Reizbegriff, oft verurteilt, die Gesellschaft zu spalten. Aber was ist er denn nun eigentlich genau, der Feminismus? 

Feminismus ist omnipräsent in der woken Szene, gleichzeitig ist er keine linke Verschwörungstheorie. Er ist weder Beschäftigungstherapie noch ausgelebte Männerallergie oder heilige Kuh. 

Feminismus ist eine Bewegung, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter stark macht. Das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit eint, jedoch könnte der Weg dorthin heterogener nicht sein. „Den“ Feminismus gibt es nicht.

Aus jeder feministischen Perspektive ist ein frauenverachtendes „Werbeplakat“ falsch. Ungeachtet dessen gibt es Feminist:innen, die sich lautstark für die Entkriminalisierung von Sexarbeit einsetzen, und andere, die Prostitution verbieten wollen – beides zum Schutz der Frauen. Beides für Gerechtigkeit. Feminist:innen, die ihre Karriere Haushalt und Kindern opfern und andere, die Kinderlosigkeit der Karriere opfern. Feminist:innen, die von Frauen sprechen und andere, die Synonyme vorziehen. Feminismus heißt auch Meinungspluralität, und das ist gut so. Dort, wo sie fehlt, stirbt die Demokratie. Konservativ, transformativ, ökologisch. Liberal, radikal, sozialistisch. Feminismus kann das alles sein. Es braucht uns alle! – Auch die Männer. 

Doch Feminist:innen werden vorschnell gebrandmarkt. Dabei haben wir ihnen das für Frauen heute Selbstverständliche zu verdanken. Ob Wahlrecht, Zugang zu Universitäten oder Arbeit ohne Erlaubnis des Ehemannes. 

Das mag alles längst schon erledigt sein, zu tun gibt es nach wie vor genug. Altersarmut ist weiblich, der Gehaltsunterschied der Geschlechter riesig, die Väterbeteiligung bei der Karenz minimal. Die Zahl der Femizide in der Steiermark ist alarmierend hoch. Die Solidarität hierzulande gilt Tätern, nicht Opfern. 

Wir geben nicht auf, wir wollen gemeinsam kämpfen, damit es allen gut geht in diesem Land. Auf dieser Erde. Dann wird der Traum einer Gesellschaft, in der wir miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, irgendwann Wirklichkeit.

Verfasserin: Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats
Erschienen in: Kleine Zeitung am 29. September 2023

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