Gesellschaft, ändere dich!

Ohnmacht. Sprachlosigkeit. Trauer. Leere.

Alles Gefühle, die ich empfinde, wenn ich eine Push-Benachrichtigung bekomme,
Inhalt: „Frau tot in Wohnung aufgefunden“.

Im Jänner besuchte ich eine interaktive Ausstellung zum Thema „Femizide“, Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, Morde an Frauen durch Männergewalt. Die Ausstellung zeigte zudem Protest-Banner mit der Zahl der getöteten Frauen aus dem Jahr 2023. Auf dem Boden lag ein Laken, Pinsel und Farben. Daneben ein Zettel: „Für den ersten Femizid 2024“.

Und dann waren es gleich fünf. Aber ob ein, fünf oder fünfzig Femizide - wir sind erst fertig, wenn kein einziger Femizid mehr passiert. #niunamenos #keineeinzigeweniger

Fertig womit? Unermüdlich zu erklären, dass wir nicht schuld sind, wenn uns Gewalt widerfährt. Dass die Gesellschaft als Ganzes sich verändern muss – nicht nur teilweise, nicht nur die Jungen, die Woken – um Gewalt gegen Frauen im Keim zu ersticken.
(Jemand schreit aus der Ecke: „Aber heutzutage werden ja wir Männer diskriminiert!“)

Gewalt gegen Frauen ist kein importiertes Problem und kein Schicksal. Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem, Produkt einer sexistischen Kultur. Femizide die brutalste, traurigste, letzte Stufe der Gewaltpyramide, die bei frauenfeindlichen Einstellungen und sexistischen Witzen beginnt.

Verdammt noch mal, übernehmt Verantwortung!
Ihr seid hier nicht die Opfer, ihr bringt uns schließlich um!

Ihr, das seid ihr Männer, ihr Österreicher und Nichtösterreicher. Ihr, das seid ihr Menschen, die mit antifeministischer Politik die Augen vor Gewalt verschließen und Geschlechtergerechtigkeit verhindern.

Das alles müsste nicht passieren. Gewalt ist nicht naturgegeben, nicht nicht-verhinderbar. So viele Frauen dürfen nicht mehr weiterleben, so viele Mütter, Töchter, Schwestern dürfen nicht mehr sein, weil ihr entscheidet, uns auszulöschen. Weil ihr nicht die Verantwortung übernehmt für euch, eure Aggression, euer Besitzdenken, das Patriarchat und die schädlichen Verhaltensweisen die daraus wachsen und Überhand nehmen.

Ich bin so wütend. Wir sterben, weil ihr es wollt. Weil ihr euch nicht ändert. Verdammt noch mal, übernehmt Verantwortung!

Verfasst am 25.02.2024 von Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats.

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