ANTWORTEN vom Theater im Keller

ANTWORTEN vom Theater im Keller

ANTWORTEN vom Theater im Keller 150 150 Verein Grazer Frauenrat

Rückmeldungen des Theater im Keller (gekürzte Fassungen):

Alfred Haidacher, Leiter des Theaters: „Plakate sind im künstlerischen Bereich zumeist (und im Theater im Keller in jedem Fall) direkter Bestandteil des Gesamtwerkes (…), damit genau dieser Zusammenhang klarer ersichtlich wird, der am Watchgroup-Pranger via Behauptung geleugnet wird.(…) Nicht zu rechnen war mit den modernen Beckmessern, deren Merkertum ihnen so wichtig ist, dass sie glauben, großzügig darüber hinwegsehen zu können, dass künstlerischer Ausdruck zumeist ein Gesamtpackage ist, das als solches zu erkennen, befragen und zu bewerten ist.(…).“

Eva Weutz, Regie und Plakatdesign des Theaterstückes „Rausländer rein“: „(…) Hätten die Mitglieder der Watchgroup unser Stück gesehen, könnten sie auch den Hintergrund für diese „sexistische“ Plakatwahl erkennen. Vordergründig etwas zu verurteilen, ohne es „hintergründig“ zu betrachten, bedarf einer gewissen Oberflächlichkeit und Arroganz, es malt sich ja so leicht in Schwarz-Weiß. So ist auch die Behauptung, das Theaterstück hätte nichts mit dem Plakat zu tun,  als Unterstellung schlichtweg eine Frechheit!  Theater ist immer etwas gewesen, das aufregen, zum Denken anregen, bewegen soll. (…)Ein Plakat für ein Theaterstück so abzuurteilen, als würde es sich dabei um eine Bierdose handeln, spricht nicht für die intellektuelle Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Überlegungen der Verursacherin. Dass das Plakat, ohne vorher eine Stellungnahme meinerseits einzuholen, auf die Liste genommen wird, macht mich einigermaßen fassungslos. (…) Bei dem Theaterstück handelte es sich um eine Persiflierung mehrer in Österreich existierender Tatbestände, von der sich meist auf Gemeinplätze beschränkenden Fremdenverkehrswerbung, der immer größer werdenden Zahl an Casting- und Spieleshows in denen Intimsphäre zum Fremdwort wird, bis hin zur Ausländerfeindlichkeit, um nur einige aufzuzählen. Und eben dieses wurde versucht, mit dem Plakat auszudrücken. Ich möchte mir als Kunstschaffende das Recht vorbehalten, in der Wahl meiner Mittel spontan zu bleiben, und nehme mir auch die Freiheit, das jeweils passende Mittel dort zu benutzen, wo ich es im Sinne der Kunst für notwendig erachte!! (…).“

Sophie Haidacher, Mitglied der Kellerkinder: „(…)Als erstes möchte ich betonen, dass niemand derer, die das Plakat geschaffen haben, die Intention hatte, irgendjemanden zu beleidigen oder gar herabzuwürdigen.  (…) Es sollte etwas gezeigt werden,  das in übertriebenem Maße etwas „typisch Österreichisches“ darstellt, was der Hauptgrund für die Wahl des Dirndl-Dekolletés und des Lebkuchenherzes war.  Dass ein Dekolleté natürlich auch aus anderen Gründen Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, war den Schaffenden natürlich auch bewusst – doch nur weil etwas Aufmerksamkeit erregt, gerne angesehen wird oder gar schön anzusehen ist, wird damit doch nicht die Person, in diesem Fall die Frau, reduziert oder gar abgewertet. Brüste sind das erste, was ein Mensch in seinem Leben fühlt, schmeckt und zu sehen bekommt – dass sie trotzdem immer noch so sehr aufregen, ist da fast verwunderlich. Und: etwas von einer solchen Bedeutung für die Menschen nur auf Sex zu reduzieren, liegt den Schaffenden fern – wenn Sie dies tun (und niemand außer Ihnen hat dies bisher getan) so tun Sie meines Erachtens Frauen und auch ihren Brüsten großes Unrecht. Auch mit dem Zeigen von Brüsten sofort die Assoziation zu verknüpfen, dass eine Frau damit zum reinen, nicht-denkenden Konsumartikel gemacht wird, schlägt in dieselben Kerbe, die weder der Intention, noch der Interpretation der Schaffenden entspricht – für Ihre Interpretation sind jedoch nicht die Schaffenden, sondern Sie selbst verantwortlich.(…)“.

Antonia Pock, Schauspielerin: „Als Mitwirkende (Schauspielerin) des besagten Theaterstückes muss ich sagen, dass ich unser Plakat nie als sexistisch betrachtete habe. (…) Meiner Meinung nach werden bei solchen Aktionen (womit nicht aktivistische Aktionen gegen Sexismus im Allgemeinen gemeint sind, welche natürlich wichtig sind), Probleme geschaffen, wo keine sind. (…). Und dass in der Kunst seit jeher vieles (wenn nicht alles) überzeichnet wird, ist natürlich auch klar. (…)“

>>Ungekürzte Rückmeldung<<

 

 

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