Systemrelevant?! Tatsächlich ist in letzter Zeit die Erkenntnis gesickert, dass ohne die Sorgearbeit von Frauen unser Gesellschaftssystem zusammenbrechen würde. Dafür bekommen die „Systemrelevanten“ auch ein Klatschen oder ein frohes Lied auf dem Balkon. Und dann dürfen sie wieder unbezahlt oder schlecht bezahlt weiterarbeiten. Anerkennung ist wichtig, aber wenn es hauptsächlich um die Anerkennung der bestehenden Verhältnisse geht, dann läuft etwas schief. Die bestehenden Verhältnisse bedeuten, dass Frauen 2/3 der unbezahlten Arbeit leisten und oft in Teilzeitarbeit gedrängt werden, dass „typische Frauenberufe“ im Niedriglohnsektor zu finden sind, dass an Pflegepersonal und Pädagog*innen gespart wird, dass Armut bei Alleinerzieherinnen und im Alter eine Folge von zu wenig Sorge für die Sorgenden ist.
Wenn ich höre, wie im österreichischen Haushalt Milliarden ohne klare Bestimmung locker gemacht werden, dann ist es höchste Zeit für ein Konjunkturpaket, das Frauen und damit allen nützt.
Die Kampagne Mehr für Care, der sich alle relevanten österreichischen Frauenorganisationen angeschlossen haben, fordern genau das. Es braucht erstens Investitionen für den Pflegebereich, mehr Beschäftigte, eine bezahlte Ausbildung, angemessene Arbeitsbedingungen. Um Kinder und Familie unter einen Hut von Frau und Mann zu bringen, muss zweitens die Primärpädagogik aufgewertet werden, kleinere Gruppen mit qualifizierten Pädagog*innen. Das nützt den Kindern und ermöglicht Eltern eine befriedigende Arbeitssituation. Und es braucht weiters vielfältige Absicherungen für Frauen, um allen ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Ja, drei Konjunkturpakete, die kosten Milliarden, aber das Geld kann aufgestellt werden und ist bei Investitionen für Frauenarbeit gut eingesetzt. Für weitere Infos schauen Sie doch mal auf die Homepage www. Mehr-fuer-care.at
Diese Kolumne ist ursprünglich in der Straßenzeitung Megaphon erschienen , Juli 2022 www.megaphon.at/