Sujet © Körperwelten
Die MacherInnen von “Körperwelten” bewerben ihre Ausstellung mit einem Sujet, das eine nackte Frauenfigur mit diversen Körperbezeichnungen im steirischen Dialekt zeigt. Der Intimbereich der Figur wird von dem “Steiermark Tourismus”-Herz verdeckt.
Wie die Grazer Frauenstadträtin Tina Wirnsberger in ihrer Aussendung richtig feststellt, ist dieses Sujet gemäß unseren Kriterien als sexistisch einzustufen. Es bedient sich einer nackten Frauenfigur als Werbeinstrument. Auch wenn sich ein Bezug zum Thema der Ausstellung herstellen lässt, so reduziert diese Art der sexualisierten Darstellung Frauen auf einen Objektstatus und ist dementsprechend abzulehnen.
Als Reaktion auf den medialen Aufruhr nimmt Graz Tourismus die Snip-Cards mit dem beanstandeten Sujet umgehend vom Markt.
Die Personalbereitstellungsfirma MLS bewirbt in der Zeitschrift „Spirit of Styria“ ihre Dienstleistungen. Das Sujet zeigt eine Frau die mit weit ausgeschnittenem Dekolleté und High-Heels in einer Waschmaschine sitzt. Außerdem ist folgender Text zu lesen: „Reizvoll“ und weiter „Wir haben effiziente Personallösungen für Sie.“ Die dargestellte Weiblichkeit dient als Blickfang, der weibliche Körper fungiert so als universell einsetzbares Werbeinstrument und wird mit den beworbenen Konsumartikeln (oder in diesem Fall: Dienstleistungen) gleichgesetzt. Die Frau wird zum Dekorationsobjekt degradiert.
Ein weiterer Punkt des Kriterienkatalogs der Watchgroups befasst sich mit der Körpersprache. Demnach ist auch die Position und Sitzhaltung der Models in der Bewertung von sexistischen Sujets zu berücksichtigen. In diesem Fall ist die Sitzhaltung der Frau mehr als nur unbequem und schmal – sie sitzt schließlich in einer Waschmaschine.
Diese Werbung ist daher gemäß den Kriterien der Watchgroup als sexistisch einzustufen.
Der Österreichische Werberat hat sich im Fall der Palmers “Osterhöschen” dazu entschieden, “die Aufforderung zum sofortigen Stopp der Kampagne bzw. Sujetwechsel” auszusprechen.
Die genaue Begründung des ÖWR gibt’s hier.
Vor Kurzem erreichte uns eine Beschwerde über ein Sujet des steirischen Projektes TIM. Auf der Homepage des Mobilitätsmodells werden dessen Vorzüge beworben. Zu sehen sind da „Nina und Tom“, ein weibliches und ein männliches Model in einem Auto. Die Frau sitzt am Steuer, der Mann lehnt sich zu ihr und überreicht einen Blumenstrauß, beide Models lachen und strahlen einander an. Folgender Text ist zu lesen:
„Nina ist einfach nur glücklich. Tom hat ihr von tim erzählt. Jetzt ist sie nicht mehr davon abhängig, dass ihr Tom einmal sein Auto überlässt, wenn sie was zu erledigen hat. Und Blumen gab es obendrein! Einfach schön!“
Hier werden tradierte Geschlechterklischees bedient: Die Frau wird als vom Mann (und seinem Auto) abhängig und dümmlich dargestellt. Weiblichkeit wird so mit stereotypen Eigenschaften wie Schwäche und Hilfsbedürftigkeit konnotiert. Eine derartig klischeehafte Darstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit ist ein wesentlicher Bestandteil von sexistischer Werbung.
Werbung wirkt. Sie kann durch ständige Wiederholung eine normierende Funktion haben und bestehende Rollenbilder weiter festigen. Es wäre daher notwendig in Zukunft sensibler vorzugehen und auf eine stereotype und dümmliche Darstellung von Weiblichkeit zu verzichten.
Wir möchten an dieser Stelle hervorheben, dass die Beschäftigung mit der Website auch erfreuliches zeigte: so wurde auf geschlechtsneutrale Sprache geachtet (es gibt hier beispielsweise eine „KundInnenvereinbarung“). Zudem greift ein Sujet der Kampagne auf eine sehr positive Sichtweise und Repräsentation von Alter und alternden Personen zurück – das wünschen wir uns auch für die Darstellung von Geschlecht(ern).
“Sex sells. Race und class auch? Sexismen und andere Diskriminierungen in der österreichischen Werbung.”, so lautet der Titel der von Nina Nestler verfassten Masterthese.
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs versucht mittels TV-Spot Menschen für Berufe in der chemischen Branche zu begeistern.
Gezeigt wird eine junge Frau im Minirock, die mit dem Handy in der Hand auf einer Parkbank Platz nimmt um Selfies zu machen. An dieser Stelle ist ein Mann zu sehen, der die Frau beobachtet. Das Handy – ein Produkt, dass es ohne die Chemie so nicht geben würde – löst sich in der Hand des weiblichen Modells auf. Das veranlasst den Mann sich neben sie zu setzen, die Frau lehnt dies nicht nur durch Körpersprache und Mimik, sondern auch hörbar ab: ein “Nein” seitens der Frau ist zu vernehmen. Der Mann setzt sich dennoch auf die Parkbank, missachtet das offensichtliche Unwohlsein der Frau und rutscht immer näher zu ihr, obwohl sie von ihm wegrutscht und signalisiert, dass sie das nicht möchte. Nach erfolgter Einblendung des Logos der Verantwortlichen und der Kampagne endet der Spot.
Durch derartige Darstellungen der Geschlechter werden Übergriffe auf Frauen im öffentlichen Raum marginalisiert und verharmlost. Diese Verharmlosung führt weiters zu einer Verschleierung von (sexualisierter) Gewalt als Menschenrechtsverletzung und Form der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.
Gewalt und Übergriffe an Frauen sind weltweit übrigens eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen, dementsprechend also nichts, was in irgendeiner Art und Weise belächelt werden sollte.
Aufgrund der möglichen Vorbildwirkung von Werbung(en) kann so auch ein Klima geschaffen werden, in dem die Hemmschwelle für Übergriffe und Belästigungen von Frauen im öffentlichen Raum sinkt.
Weiters wird ein Männlichkeitsbild repräsentiert, dass Männer per se als triebgesteuert und grenzüberschreitend abbildet.
Gemäß den Kriterien der Watchgroup gegen sexistische Werbung ist dieser Spot als sexistisch einzustufen.
In diesem Zusammenhang ist es uns ein besonderes Anliegen auf die Kampagne #NeinHeißtNein bzw. #NoMeansNo zu verweisen: https://www.unwomen.de/ueber-uns/neinheisstnein.html oder http://nomeansnoworldwide.org/